Taschensonnenuhr, Deckel aufgeklappt
Abb.: Digitalisierung MVT
CC BY-SA 4.0
Rechteinhaber: Ernst-Haeckel-Haus Jena
Taschensonnenuhr, Deckel aufgeklappt
Abb.: Digitalisierung MVT
CC BY-SA 4.0
Rechteinhaber: Ernst-Haeckel-Haus Jena
Taschensonnenuhr, Deckel zugeklappt
Abb.: Digitalisierung MVT
CC BY-SA 4.0
Rechteinhaber: Ernst-Haeckel-Haus Jena
Taschensonnenuhr
Objekt-ID:
EWG_2012_00021
Hersteller:
Grassel, Lorenz
Datierung (individuell):
2. Hälfte 18. Jahrhundert
Maße:
Gesamt (zugeklappt): Länge: 5 cm; Breite: 5 cm; Höhe: 1,5 cm; Gewicht: 30 g
Gesamt (aufgeklappt): Höhe: 5,9 cm
Material:
Messing
Glas
Technik:
graviert
Objekttyp:
Museumsobjekte/Messgerät, Anzeigegerät, Datenschreiber*/Zeitmessgerät/Elementaruhr/Sonnenuhr
Klassifikation:
Zeitmessgeräte
Besitzende Institution / Datengeber:
Museen/Friedrich-Schiller-Universität Jena/Lehr- und Forschungssammlung experimentelle Wissenschaftsgeschichte
Friedrich-Schiller-Universität Jena/Sammlungen/Lehr- und Forschungssammlung experimentelle Wissenschaftsgeschichte
IIIF-Manifest:
Beschreibung:
Diese portable Äquinoktial-Sonnenuhr des Augsburger Typs hat einen eingearbeiteten Kompass, Breitengradskala, Stundenring und daran befestigtes Stabgnomon.
In die achteckige Grundplatte ist ein Kompass eingelassen, welcher mit den lateinischen Himmelsrichtungen SE = septentriones (septentrio oder septemtriones sin), Norden // OR = oriens, Osten // ME = meridies, Süden und OC = occidens, Westen gekennzeichnet ist. Außerdem ist mit einem Pfeil der geographische Nordpol dargestellt. Auf den Stundenring sind die lateinischen Zahlen eingraviert. Er lässt sich an einem Scharnier aufstellen und mithilfe der Breitengradskala, die man am Stundenring befestigen kann, lässt sich der Breitengrad einstellen. Das Stabgnomon läuft vorne spitz zu und lässt sich an seiner Befestigung bewegen. Die Grundplatte ist mit Muster-Gravuren verziert.
Auf der Rückseite des Kompasses findet sich folgende Inschrift eingraviert:
*
Eleva Poli
Danzig 54Ra
Franckfurt an (n mit Strich als Kennzeichen der Dopplung) Maÿn 50
L Gräsl
Tragbare Sonnenuhren waren in ganz Europa zu dieser Zeit weit verbreitet. Sonnenuhren waren das primäre Medium der Zeitmessung, da mechanische Uhren noch sehr ungenau waren und ausgesprochen kostspielig. Es gab Ausfertigungen in allen Preiskategorien, sodass sowohl die Armen als auch die Reichen Sonnenuhren besaßen. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert gab es darum eine vorindustrielle Massenproduktion von horizontalen Sonnenuhren, die vor allem von Kompassmachern in Augsburg, Nürnberg und Erfurt produziert wurden. Sie wurden in Arbeitsteilung und in Serie produziert. Die Berechnungen der horizontalen Sonnenuhren waren verhältnismäßig einfach und die Stundenmarkierung als gerade Linien im Vergleich zu anderen Sonnenuhren einfach.
Diese Sonnenuhr ist eine Uhr des Augsburger Typs. Diese Äquinoktialsonnenuhren wurden von ca. 1700-1800 im Raum Augsburg produziert. Typischerweise besitzen sie eine achteckige Grundplatte mit einem darin eingelassenen Kompass. Außerdem lässt sich über den Polhöhenbogen der Breitengrad einstellen, sodass die Uhr in fast ganz Europa einsetzbar war. Zur Einstellung des Breitengrades diente auch die Inschrift auf der Rückseite der Uhr, die mit „Eleva Poli“ die Breitengrade unterschiedlicher Städte (hier Danzig und Frankfurt am Main) angibt.
Funktionsweise der Sonnenuhr:
Eine Sonnenuhr nutzt die scheinbare Wanderung der Sonne im Tagesverlauf für die Bestimmung der Tageszeit. Ein Polstab, oder Gnomon, wirft – von der Sonne beschienen – einen Schatten, der auf einem in Stunden aufgeteilten Ziffernblatt die Tageszeit angibt. Unsere Sonnenuhr ist eine Äquinoktialsonnenuhr, die mit äquinoktialen Stunden arbeitet. Im Unterschied zu temporalen Stunden, die ihre Länge je nach Jahreszeit verändern, sind äquinoktiale Stunden je ein 24ster Teil des vollen Tages. D.h. jede Stunde des Tages ist immer gleich lang, unabhängig von der Jahreszeit. Damit die Stundenlänge auch tatsächlich von der Jahreszeit unabhängig angezeigt wird, muss der Polstab parallel zur Erdachse ausgerichtet werden. Für diese Ausrichtung dient der Kompass. Mit seiner Hilfe wird die Taschensonnenuhr vor dem Ablesen nach Norden ausgerichtet umso das Gnomon mit der Erdachse übereinzubringen.
Um die Taschensonnenuhr für verschiedene Orte verwendbar zu machen, ist sie mit einem Polhöhenbogen versehen. Hier kann der Breitengrad eingestellt werden. Der Winkel des Gnomons zur Grundplatte entspricht dann dem eingestellten Breitengrad. Dies ist entscheidend, damit das Gnomon parallel zur Erdachse steht.
Um die Stunde von dieser Sonnenuhr ablesen zu können, müssen also folgende Schritte befolgt werden:
1) Ausrichten nach Norden mit Hilfe des Kompass
2) Einstellen des Breitengrades mit Hilfe des Polhöhenbogens und der Angaben auf der Rückseite der Uhr
3) Aufstellen des Gnomons
4) Ablesen der Zeit am Schatten den das Gnomon am Stundenring wirft.
Enthaltene Objekte: